Beitrag vom 22.05.2011, 11:19 --- Poet --- : 248Am hellen Baum <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Am hellen Baum
[i:0555c5f1ba](Rudolf Presber)[/i:0555c5f1ba]
Nun laßt uns uns die Hände geben
Und still am hellen Baume stehn -
Wie oft hat uns das dunkle Leben
Im Kampfe und als Feind gesehn.
Wie oft sind rauh wir ausgezogen
In Trotz und Schweigen, waffenschwer,
Und alle Liebe schien verflogen,
Versprengt auf Nimmerwiederkehr.
Es schwieg der frommen Lerche Singen,
Und abgeblüht war Ried und Feld,
Und nur vom Hassen und vom Ringen
Das harte Lied schwang durch die Welt ...
Doch diese Stunde mit den hellen
Kerzen der Liebe schlingt das Band:
Wir steigen zu den heil'gen Quellen
Der sel'gen Kindheit Hand in Hand.
Wir schaun den Wald der Lichterbäume,
Die einstens, einst für uns entfacht,
Und segnen unsre toten Träume
Im milden Schauer dieser Nacht.
Dem Alltag fern, dem Marktgetriebe,
Um unsre kühle Stirne weht
Ein Weihegruß der großen Liebe,
Die für die Menschheit sterben geht.
Schnee deckt die Stapfen unsrer Pfade,
Und über weiße Felder klingt
Ein Hirtenlied der großen Gnade,
Die endlich uns den Frieden bringt.
Und jene, die sich schon geborgen
In Hafenruh nach Sturm und Schlacht,
Die sprechen bis zum Weihnachtsmorgen
Mit uns die ganze, ganze Nacht …
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
---------------------------------------------------------------------------