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Geschichte: kleiner Junge schickt Josef und Mara nicht fort

 
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DGS
Gast





Geschrieben am: 18.12.2006, 13:30    Titel: Geschichte: kleiner Junge schickt Josef und Mara nicht fort Top 8193: Geschichte: kleiner Junge schickt Josef und Mara nicht fort Antworten & Zitieren

Wer kennt die Geschichte, in der eine Klasse eine Weihnachtsgeschichte spielt. Ein kleiner Junge soll dann Josef und Maria wegschicken als sie um einen Platz in der Herberge fragen. Er kann das aber nicht und bittet sie jedesmal herein, das bringt die ganze Story durcheinander.
Ich suche diese Geschichte: Wer kennt sie? Titel, von wem? Wer hat sie? Wo gibt es sie?

Vielen Dank.
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xmas-Dream
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Datum der Anmeldung: 12.09.2005
Beitrge: 1198
Wohnort: Zwischen Abendrot und Morgenrot...Quatsch: Baden-Württemberg Nähe Stuttgart

Geschrieben am: 18.12.2006, 13:38    Titel: Ich glaub das ist die Geschichte Top 8196: Ich glaub das ist die Geschichte Antworten & Zitieren

Maria und Josef - oder Roberto spinnt !

Von Brund Schlatter

In einer kleinen Schulgemeinde durften die Kinder die Weihnachtsgeschichte aufführen. Der Wirt des Gasthauses „Leuen” stellte grosszügig seinen Saal zur Verfügung. Die rund 30 Schüler hatten - von der ersten bis zur vierten Klasse alle zusammen - denselben Lehrer und teilten dasselbe Zimmer.

In einer kleinen Schulgemeinde durften die Kinder die Weihnachtsgeschichte aufführen. Der Wirt des Gasthauses „Leuen” stellte grosszügig seinen Saal zur Verfügung. Die rund 30 Schüler hatten - von der ersten bis zur vierten Klasse alle zusammen - denselben Lehrer und teilten dasselbe Zimmer. Das gibt es eben auch heute noch. Der Lehrer, Gottlieb Eggimann, wäre eigentlich schon lange pensioniert, aber mangels eines Nachfolgers liess man ihn weiter im Amt. Ja, man liebte das Traditionelle in dieser kleinen Gemeinde. Und zur Tradition gehörte auch die alljährliche Weihnachtsaufführung der Schüler.

Die tragenden Szenen - seit Jahren dieselbe Geschichte: Maria und Josef auf der Suche nach einer Unterkunft für eine Nacht. Bei der Rollenverteilung rissen sich die grösseren Jungen um die Hauptrolle, jeder wollte den Josef spielen. Aber auch die Mädchen drängten sich vor, für die Rolle der Maria. Diplomatisch, so gut es eben ging, verteilte „Eggi”, wie der Lehrer im ganzen Dorf genannt wurde, die Rollen. Er führte selbstverständlich auch Regie. Nur bei einer Besetzung gab es Probleme, niemand wollte den bösen Gastwirt spielen, der dem jungen Paar so schroff den Eintritt in sein Gasthaus verwehrte und es so unbarmherzig wegjagte. So musste schliesslich Roberto, der Sohn eines italienischen Gastarbeiterehepaares, welches im Restaurant „Leuen” seit Jahren in der Küche arbeitete, die Rolle übernehmen.

Er musste. Erstens, weil er noch nicht so gut Deutsch sprach, und zweitens schien er mit seinem dunklen, gekrausten Haar und den dunklen Au-gen am ehesten einem Bösewicht zu gleichen. Das war auf alle Fälle die Meinung der halben Klasse. Der kleine Roberto lernte seine Rolle schnell und gut. Lautstark schmetterte er an den Proben sein „Nein, von mir bekommt ihr kein Zimmer! Gesindel, verschwindet!” von der Bühne. Aber: Wie hasste der Kleine doch seine Rolle. Im Innersten würde er den beiden armen Geschöpfen Maria und Josef doch liebend gerne ein Zimmer geben, und – wenn es sein müsste - sogar sein eigenes. Doch, das hatte ihm der Lehrer eingefleischt: Böse und mit grimmiger Miene sind die beiden wegzujagen.
Ja, so ein kleiner Schauspieler hat es wirklich nicht leicht.

Robertos Vater tröstete und versprach, bei der Weihnachtsaufführung dabeizusein. Und das bedeutete viel, denn er zeigte sich sonst kaum im Dorf. Endlich war es soweit, der grosse Tag stand vor der Tür. Der kleine „Leuen"-Saal war zum Bersten voll, viele mussten sogar stehen, einige zusätzliche Stühle holte man eiligst vom „Bären” gegenüber. Mit leuchtenden Augen standen die Kinder in ihren selbstgemachten Kostümen da. Vor allem Maria strahlte; mit ihren Zapfenlocken war sie wunderschön anzusehen, denn die Mutter hatte sie am Nachmittag noch zum Friseur geschickt. Und wie sie spielten!

Der Lehrer Eggimann wurde immer stolzer; denn was seine Kinder auf der Bühne boten, war schlicht erstaunlich. Seit bald 20 Jahren hatte er nie mehr eine so hinreissende Aufführung miterlebt. Der Lehrer - und ein paar Dorfeinwohner mit ihm - bekam feuchte Augen. Nun folgte der zweite Akt beim Gastwirt, bei Roberto. Und wie die Maria in ihren Zapfenlocken um ein Zimmer bat - es war zum Steinerweichen! Aber jeder wusste, was nun kommen musste; man hatte es bei den Proben Dutzende Male gehört. „Nein, von mir bekommt ihr kein Zimmer! Gesindel! Verschwindet!” Roberto stand da mit grimmigem Blick und hörte das Klagen der Maria. „Ach, Wirt, habe Erbarmen, ich friere! Lass mich in dein Haus!” Roberto schaute immer grimmiger drein und setzte an, um seinen hundertmal geübten Satz in den Saal zu schmettern. Oh, wie er seine Rolle hasste, vor dem ganzen Dorf musste er Maria und Josef in die dunkle Nacht zurückschicken, ausgerechnet er.

Doch plötzlich verschwand der dunkle Schatten von seinem Gesicht, ja, es begann förmlich zu leuchten. Und Roberto sagte mit fester Stimme: „Kommt nur herein, ich gebe euch mein bestes Zimmer!” Und bevor der Lehrer vor Schreck beinahe vom Stuhl fiel, fuhr der kleine Roberto fort: „Und zu essen bekommt ihr auch, soviel ihr wollt!” Und er ergriff Maria sanft bei der Schulter und wollte sie durch die Kulissentür in sein Gasthaus führen. „Spinnst du!” flüsterte die Maria deutlich hörbar dem Jungen zu, während Josef ein noch etwas unanständigeres Wort gebrauchte. Peinliche Sekunden vergingen, ehe der Lehrer endlich „Vorhang, Vorhang!” schrie. Der Vorhang wurde gezogen - die Weihnachtsaufführung war vorzeitig beendet.

„Der kleine Roberto hat es tatsächlich fertiggebracht, meine Aufführung platzen zu lassen”, wetterte der Lehrer später in der Gaststube. Roberto sass inzwischen mit verweinten Augen zu Hause und versuchte, das Malheur seinen Eltern zu erklären. „Papa, ich konnte doch die beiden nicht einfach wegschicken, sie haben doch so gebettelt und waren so verzweifelt, und schliesslich ist doch Weihnachten!” - „Roberto, du magst ein schlechter Schauspieler sein, aber du bist ein wunderbarer Sohn!” sagte der Vater leise und strich ihm sanft über das dunkle gekrauste Haar .. .
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