[size=18:e300e10882]Rote Ostereier[/size:e300e10882]
[size=9:e300e10882]von Friedrich Buchmann[/size:e300e10882]
Es war einmal vor langer Zeit, da lebte eine Bauernfamilie. Damals nahm man noch die strengen religiösen Regeln sehr ernst. Die Bauernfamilie war nicht reich und die BĂ€uerin musste jeden Tag ĂŒberlegen, wie sie ihre Familie satt bekam. Der Winter war zu Ende und die Fastenzeit hatte angefangen. In dieser Zeit war es fĂŒr die BĂ€uerin einfacher, ihre Familie durch zubekommen. In der Fastenzeit durfte die Familie kein Fleisch, keine Milch und auch keine Eier essen. Die Bauernfamilie hielt sich an die damaligen strengen Regeln.
Auf Bauernhof war nur wenig Vieh. Eine Kuh, einen Ochsen, ein Pferd, eine Ziege, einen Hund und einen Kater. Auch hatten die Bauernfamilie, ein GĂ€nse- und Entenpaar, sowie ein Hasenpaar. HĂŒhner hatten sie aber mehrere. Im FrĂŒhjahr legen die GĂ€nse, Enten und HĂŒhner viele Eier. Die Eier brĂŒhten sie aus und daraus kommen kleine GĂ€nse- oder EntenkĂŒkchen. Auf dem Bauernhof waren so um die 20 HĂŒhner. Gerade in der Fastenzeit legen die HĂŒhner sehr viele Eier, da sie den Drag im FrĂŒhjahr haben, kleine KĂŒkchen auszubrĂŒten.
Die BĂ€uerin suchte fast jeden Tag 15-18 Eier ab. 30 Eier legte sie in ein Nest und eine Glucke, so nennt man eine HĂŒhnermutter, brĂŒtete die Eier aus. So erhielt die Bauernfamilie jedes Jahr neue HĂŒhner dazu. Die 20 alten HĂŒhner wurden dann meistens geschlachtet und aufgegessen.
Die BĂ€uerin aber Ă€rgerte sich immer, wohin mit den Eiern in der Fastenzeit? Sie dachte, in der Fastenzeit gerade legen die HĂŒhner viele Eier und wir dĂŒrfen die Eier nicht essen.
Aber die Eier weg zu schmeiĂen, ist wirklich zuschade. Eier werden schnell ungenieĂbar. Und so kam die BĂ€uerin auf die Idee, die Eier zu kochen.
Die gekochten Eier hielten sich lÀnger. Aber ein gekochtes Ei und ein rohes Ei sehen gleich aus. Irgendwie muss man die Eier doch unterscheiden können. Sie legte die frischen Eier in einen Korb und die gekochten Eier in einen Topf. So machte es die BÀuerin jedes Jahr und zu Ostern war die Fastenzeit zu Ende und dann konnten die Familie die gekochten Eier essen.
Ein Jahr war vergangen, auch die Fastenzeit war fast vorĂŒber. Karfreitag, das ist der Freitag vor Ostern, holte die BĂ€uerin aus der Miete, eine Vorratskammer im Garten, Rote Beete. Die Rote Beete wollte die BĂ€uerin ab kochen und zum Mittagessen, einen Rote Beete Salat machen.
Ausversehen, nahm die BĂ€uerin den Topf, mit den Eiern. Ihr Ă€ltester Sohn kam in die KĂŒche und zeigte seiner Mutter einen kleinen Hasen, den die Hasenfamilie bekommen hatte. Die BĂ€uerin war von den kleinen Hasen so entzĂŒckt, das sie die Rote Beete in den Topf in dem die gekochten Eier lagen, legte.
Sie goss Wasser darĂŒber und kochte die rote Beete, auf den Ofen in der KĂŒche. In der Zwischenzeit spielte sie mit ihrem Sohn und dem kleinen Hasen.
Auch ihr andere Sohn und ihre kleine Tochter spielten mit. Die Zeit verging und die rote Beete war weich. Die BĂ€uerin nahm den Topf vom Herd und ging zum Misthaufen um das Wasser, welches ganz rot, wie Blut war, abzugieĂen.
Dann stellte sie den Topf zum abkĂŒhlen auf dem Hof vor den Eingang zum Bauernhaus. Danach ging sie wieder in die KĂŒche und sagte zu ihrem Sohn: âBringe den Hasen zu seinen Eltern und zu seinen Geschwistern.â Der Junge gehorchte und brachte den kleinen Hasen in den Hasenstall. Die anderen Kinder gingen in die Scheune um zu Spielen. Der Hasenstall stand unmittelbar am Misthaufen. Der Junge setzte den kleinen Hasen in den Stall zu seien Eltern und ging dann wieder los. Er vergaĂ aber den Riegel vom Stall zu zumachen. Die Hasen machten einen Ausflug zum Misthaufen und schnupperten darum. Dabei schnupperten sie auch an das rote Beet Wasser und bekamen ganz rote Nasen. Auch ihr Fell schmierten sie sich voll. Die Zeit war angebrochen, dass die BĂ€uerin ihren Rote -Beetesalat machen wollte. Der Topf war abgekĂŒhlt und die BĂ€uerin holte die Rote Beete aus dem Topf .Doch dann traute sie ihren Augen nicht. In dem Topf lagen rote Eier. Das rote Wasser der Roten Beete hat die Eier rot gefĂ€rbt. Sie nahm die Eier aus dem Topf und versteckte sie vor ihren Kindern. Dann kam die BĂ€uerin auf eine Idee. Wenn es mit Rote Beete klappt, die Eier rot zu fĂ€rben, dann muss es auch mit anderen FrĂŒchten klappen, dachte sich die BĂ€uerin. Vom ZwiebelschĂ€len bekomme ich immer solch gelbe Finger, und so kochte sie Eier in Zwiebelschale und siehe da, die Eier wurden gelb. Dann holte sie aus denn Keller ein Glas Heidelbeeren. Die Heidelbeeren hatten sie im letzten Sommer in Wald gesucht. In den Saft der Heidelbeeren kochte sie wiederum Eier. Sie bekamen eine sehr schöne blau-lila Farbe. Die bunten Eier versteckte sie natĂŒrlich so, dass ihre Kinder sie nicht finden konnten.
Am Nachmittag kam der Bauer in die KĂŒche und schimpfte ganz fĂŒrchterlich mit seinem Sohn. Dann meinte er zur seiner Frau: âWir mĂŒssen die gesamte Hasen schlachten, die haben bestimmt eine Krankheit! Vielleicht ist es Rotlauf. Unser Sohn hat die Klappe von Hasenstall auf gelassen und jetzt laufen sie auf den Bauerhof herum und sind rot gefĂ€rbt.â Als die BĂ€uerin die Worte hörte, hatte sie einen Verdacht. Sie ging auf dem Bauernhof und ihr Verdacht bestĂ€tigte sich. Die Hasen hatten am Misthaufen geschnuppert und haben sich mit der rote Beetefarbe beschmiert. Die BĂ€uerin ging wieder ins Haus und meinte zu den Bauern: âEs ist bestimmt nichts Schlimmes, die Hasen sind alle gesund und munter. Wir werden sie noch ein paar Tage beobachten.â Doch die BĂ€uerin erzĂ€hlte keinem etwas von der Farbe und den Eiern und woran die Hasen sich beschmiert hatten. Sie wusste, womit die Hasen sich voll geschmiert hatten. Auch ihre Kinder bemerkten, dass ihre HĂ€schen an manchen Stellen rot waren. Die Hasen wurden wieder eingefangen und in ihren Stall gesperrt.
Dieses Ereignis passierte genau am Karfreitag. Die BĂ€uerin hatte sich fĂŒr den Ostersonntag etwas schönes fĂŒr ihre Familie ausgedacht. Ostern war auch die Fastenzeit zu Ende. Die BĂ€uerin stand Ostersonntag mit dem ersten Hahnenschrei auf. Sie holte die bunten Eier aus der Speisekammer und versteckte sie im angrenzenden Garten.
Dann ging sie zum Hasenstall und machte die TĂŒr auf. Die Hasen liefen sofort auf den Bauerhof und in den Garten.
Die BĂ€uerin ging dann wieder ins Bauernhaus und machte FrĂŒhstĂŒck fĂŒr ihre Familie. Der Bauer hatte heute etwas lĂ€nger geschlafen und kam auch jetzt in die KĂŒche. Nun war es an der Zeit die Kinder zu rufen. Die Kinder waren noch verschlafen. Sie wuschen sich, putzten die ZĂ€hne und zogen sich an. Dann sagte die BĂ€uerin zu ihren Kindern: âHolt mal zum heutigen Osterfest, ein paar Osterglocken aus dem Garten. Die Osterglocken möchte ich auf den FrĂŒhstĂŒckstisch stellen.â
DrauĂen war schönes Wetter und die Sonne strahlte vom Himmel. Ein wirklich schöner Ostersonntag. Die Kinder liefen in den Garten und sie sahen bunte Eier.
Zwischen den Beeten liefen die HĂ€schen. Die Kinder suchten den ganzen Garten ab und sie fanden viele bunte Eier.
Der Àlteste Sohn holte aus der Scheune einen
kleinen FĂŒllkorb. In den legten sie die gefundenen Eier. Der jĂŒngste Sohn sah, dass die Farbe der roten Eier, mit den roten Flecken auf den HĂ€schen ĂŒbereinstimmte. So dachte er, die bunten Eier hatten die HĂ€schen gebracht.
Als sie in die KĂŒche kamen war natĂŒrlich der Teufel los. Die Kinder waren alle aus dem HĂ€uschen. An Blumen, die sie holen sollten, hatte keiner gedacht.
Die BĂ€uerin wollte auch keine Blumen mehr. Die Blumen waren nur ein Vorwand, um die Kinder in den Garten zu schicken, damit sie die Eier fanden.
Es war der schönste Ostersonntag fĂŒr die Kinder. Die BĂ€uerin erzĂ€hlte dann die Geschichte ihrem Mann, den Bauern. Auch er fand die Idee sehr gut und so löste sich auch das RĂ€tsel um die roten Flecken auf dem Hasenfell auf. Zum FrĂŒhstĂŒck gab es bunte Ostereier und die Eier schmeckten. Zu den Kindern sagte die BĂ€uerin: âDie Ostereier haben die HĂ€schen gebracht.â Seit diesem Ostersonntag gibt es den Osterhasen.
Die Idee war so schön und gut, dass es bald alle BĂ€uerinnen der Umgebung machte. Der Bauer hatte es nĂ€mlich in der SchĂ€nke âZum Roten Krugâ den anderen Bauern erzĂ€hlt. Diese Tradition hat sich bis zum heutigen Tage erhalten. Man sieht jeden Ostersonntag die Kinder bunte Ostereier suchen. Drum sagen wir ganz laut:
[size=24:e300e10882]Hab Dank, liebe BĂ€uerin. [/size:e300e10882]