Beitrag vom 18.12.2010, 12:11 --- Poet --- : 248Heiliger Morgen <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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Heiliger Morgen
[i:e99a120344](Otto Ernst)[/i:e99a120344]
Von den Tannen träufelt Märchenduft;
Leise Weihnachtsglocken sind erklungen -
Blinkend fährt mein Hammer durch die Luft;
Denn ein Spielzeug zimmr' ich meinem Jungen.
Graue Wolken kämpfen fernen Kampf;
Blau darüber strahlt ein harter Himmel.
Durch die Nüstern stößt den weißen Dampf
Vor der Thür des Nachbars breiter Schimmel.
Kommt Herr Doktor Schlapprian daher,
Cigaretten- und Absinthvertilger!
Voll erhabnen Hohnes lächelt er,
Hirn- und lendenlahmer Abwärtspilger.
Spöttisch grüßend schlendert er dahin
Und - verachtet mich, den blöden Gimpel,
Der gefügig spannt den dumpfen Sinn
In die Enge, ein "Familiensimpel." -
Rote Sonne überm Schneegefild:
Und das weite Feld ein Sterngewimmel!
Und ins Auge spann ich euer Bild,
Wundererde - unerforschter Himmel.
Und den frischen, kalten, klaren Tag
Saug ich ein mit gierig starken Lungen -
Pfeifend trifft mein Hammer Schlag um Schlag,
Und ein Spielzeug zimmr' ich meinem Jungen.
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