Beitrag vom 22.05.2011, 06:00 --- Poet --- : 248Einsame Weihnacht <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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Einsame Weihnacht
[i:48774b8bc4](Georg Busse-Palma)[/i:48774b8bc4]
In meinem Zimmer sitz' ich traumversunken.
Die breiten Scheiben hat der Frost bedeckt
Mit Schlinggewächs, das ohne Duft und Prunken
Des Winters eis'ge Phantasie erweckt.
Das hütet mich vor fremdem Weihnachtsglänzen;
Es dringt kein Licht bis in mein dunkles Haus;
Doch andre sind, die kennen keine Grenzen,
Und weder Tür noch Fenster schließt sie aus:
Die ehrnen Priester, die aus Turmverließen
Zu allen reden mit erhabnem Grüßen.
Die Weihnachtsglocken - immer sind's die alten,
Doch stets als andern trifft mich ihr Geläut.
Jetzt kann ich kaum noch meine Hände falten
Und hatt' es nie so nötig doch wie heut.
Ich kann nicht glauben wie in frühern Zeiten,
Da ich ein Kind mit unverwirrtem Sinn.
Ich wurde blind, und meine Jahre schreiten
Stets weiter vor und wissen nicht wohin.
Auf ihrem Rücken wieg' ich mich zur Ferne,
Die dunkel ist und ohne Hoffnungssterne. -
Doch hört' ich niemals auf, nach Gott zu streben,
Und ist es Gott, der heut geboren ist:
Um meiner Sehnsucht wird er mir vergeben,
Um meines Suchens bin auch ich ein Christ! -
Und läßt mein letztes Jahr sich in die Kniee
Vor jenem Tor, durch das wir alle gehn:
Nach so viel Kampf und so viel bittrer Mühe
Zu weitrer Qual wird niemand auferstehn!
Führt uns ein Heiland nicht auf lichtre Pfade,
Dann küßt der Schlaf uns - und auch Schlaf ist Gnade!
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