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Zitat aus dem Artikel:
Die Weisen aus dem Morgenland

Beitrag vom 17.12.2010, 11:21 --- Poet --- : 248

Die Weisen aus dem Morgenland      <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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Die Weisen aus dem Morgenland
[i:9681d6dfd0](Gottlob Kemmler)[/i:9681d6dfd0]

Auf hoher Tempelwarte lauschen
Hinaus in sternenklare Nacht,
Belebt nur von des Euphrat Rauschen,
Drei Männer in Chaldäertracht;
So suchten sie, wann Schlaf umfangen
Sonst alle Welt, schon manches Jahr
In rastlos sehnlichem Verlangen
Ein Zeichen in der Sterne Schar.

Es ging ihr Sehnen nach dem Sterne
Aus Jakobs Volk, aus Judas Stamm,
Den schon in grauer Zeiten Ferne
Erschaut ihr Ahnherr Bileam.
Er muß ja endlich nun erscheinen, -
Der Trübsal Maß ist übervoll, -
Der Fürst, der alle Völker einen
Und Heil und Frieden bringen soll.

Und heute, sieh das Sterngebilde,
Das dort aufleuchtet abendwärts,
So hell und doch so ruhig milde!
Und höher schlägt der Männer Herz.
Der freud'ge Geist bezeugt es ihnen,
Sie grüßen laut den Wunderschein:
"Es ist sein Stern, er ist erschienen,
Geboren in die Welt herein."

Und bei des Tages erstem Grauen
Bereit schon die Kamele sind:
Nach Zion geht's, dort ist zu schauen
Gewiß das edle Königskind.
Durchzogen ist in wenig Tagen
Der Wüste Sand, des Jordans Flut,
Und Salems Tempel sehn sie ragen
Und Zions Burg in Abendglut.

Sie finden wohl in Festesfreude
Die Stadt, in Jubel groß und klein?
Doch, wo sie fragen, schaun die Leute
Verwundert und erschrocken drein;
Man will nicht wissen, was sie meinen,
Und fort aus Judas Königshaus
Weist sie Herodes nach dem kleinen,
Dem armen Bethlehem hinaus.

Und nicht ein Einz'ger zieht mit ihnen,
Und Neugier nur und loser Scherz
Begleiten sie und spött'sche Mienen -
Wie? täuschte sie ihr Stern, ihr Herz?
Doch ihrer Seele Glutverlangen,
Es bricht durch jedes Hindernis,
Und weiter ziehn sie ohne Bangen,
Im Glauben ihres Wegs gewiß.

Die Nacht bricht ein, und sieh, vor ihnen
Strahlt neu der Wunderstern empor,
Der ihnen schon daheim erschienen,
Und heller glänzt er als zuvor.
Er ist von oben her das Siegel,
Daß sie geirrt kein leerer Wahn,
Und freudig eilen sie den Hügel
Der alten Davidsstadt hinan.

Da sieh! ist's nicht, als deuten Strahlen
Vom Stern hernieder auf das Haus,
Das niedre dort? und die Sandalen
Ziehn sie in tiefer Ehrfurcht aus.
Sie treten ein, und im Gemache
Im dürft'gen, bei des Sternes Schein
Dort auf der Mutter Schoß der schwache,
Der zarte Knabe soll es sein?

Er ist's - und ihres Geistes Blicken
Geht herrlich auf ein neuer Tag
Mit allem, was ein Herz erquicken,
Was eine Seele trösten mag.
Sie sehen unter Friedenssternen
Im Frieden ruhn die Erdenwelt,
Sie sehn bis in die fernsten Fernen
Der Zukunft dunkle Nacht erhellt.

Und vor dem Himmelskinde fallen
Anbetend sie voll Inbrunst hin,
Die ersten von den Völkern allen,
Die noch vor Jesu sollen knien.
Gold, Weihrauch, Myrrhen sind die Gaben,
Die sie dem Friedefürsten weihn;
All ihren Reichtum soll er haben,
Und ihres Lebens Leitstern sein.

Und sollte nicht auch dein Verlangen,
O Herz, nach diesem König gehn,
Ihn zu erschaun, ihn zu umfangen,
In seines Heils Genuß zu stehn?
Nur Er ist's, der dir Frieden spendet
In dieser friedelosen Welt,
Der Schuld erläßt und Herzleid wendet
Und auch des Todes Nacht erhellt.

Du solltest nicht, um Ihn zu finden,
Auch lassen, was zurück dich hält,
Im Glauben alles überwinden,
Was dir noch in den Weg sich stellt?
Auch preisend vor ihm niederfallen,
Wenn dich bestrahlt sein Gnadenschein
Und dich mit deinen Gaben allen
Dem Dienste dieses Königs weihn?

Du solltest nicht, wenn du empfangen
Ins Herz das große Gottesheil,
Erglühn in herzlichem Verlangen,
Daß alle Welt dran nehme teil,
Daß kund die frohe Botschaft werde
Den Nationen nah und fern,
Bis diese ganze dunkle Erde
Strahlt von der Herrlichkeit des Herrn?

Denn noch ist ja nicht voll geworden
Der Völker Zahl. Vor Götzen knien
Noch Millionen aller Orten,
Und wo dereinst der Stern erschien,
Wo er die Weisen hingeleitet,
Wo einst des Heiles Tag erblüht,
Da hat sich wieder Nacht gebreitet,
Und nur der düstre Halbmond glüht.

Drum unsres Königs Reich zu mehren,
Soll uns zu groß kein Opfer sein;
Das Gold des Glaubens soll ihn ehren,
Der siegreich bricht durch Stahl und Stein,
Des Glaubens an des Königs Willen,
Des Glaubens an sein Königswort,
Daß sich sein Haus noch werde füllen
Von Ost und West, von Süd und Nord.

Und des Gebetes Weihrauch steige
Empor aus heil'ger Geistesglut,
Daß sich zum Menschenwerke neige
Die Gotteskraft, die Wunder thut.
Und geht das Werk nur schwach von statten
Und drückt uns eigne Schuld dabei,
Bring ihm, so wirst du nicht ermatten,
Das Myrrhenopfer ächter Reu.

So führt, ihr Weisen, uns als Sterne,
Bis einst auch wir von Angesicht,
Nicht bloß im Wort, nicht bloß von ferne
Den König schaun in Zions Licht,
Bis alle Völker einst sich einen
Um ihn, den hellen Morgenstern;
O Herr, wir lieben dein Erscheinen:
Brich an, du großer Tag des Herrn!

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