Der Zauberlehrling Simsa oder der verlorene Zauberstab
von Friedrich Buchmann
Im MĂ€rchenwald in der Zauberschule beginnen morgen die groĂen Sommerferien. Heute war der letzte Zauberschultag. Der Oberlehrer der Zauberschule gab seinen kleinen Zauberlehrlingen Schulaufgaben mit in die Ferien. DafĂŒr durften sie den kleinen Zauberstab, mit dem sie zaubern lernten, mit in die Ferien nach Hause nehmen. Der Oberlehrer ermahnte die Zauberlehrlinge nochmals, gut auf den Zauberstab aufzupassen, damit er nicht in die falschen HĂ€nde kommt. Der Zauberlehrling Simsa hörte aufmerksam zu und freute sich, den Zauberstab seinen GroĂeltern und seinen Eltern vorfĂŒhren zu können. Die letzte Zauberstunde war beendet und die Zauberlehrlinge packten ihre Sachen. Sie durften heute auch das erste Mal mit dem Hexenbesen nach Hause reiten.
Das war ein ganz spannender Tag und Simsa war richtig aufgeregt. Er packte seine Sachen und legte den Zauberstab ganz unten in seinen Koffer. Dann verschloss er den Koffer. Simsa machte sich fĂŒr die Reise fertig. Aber zuvor schaute er nochmals in den Koffer, ob er den Zauberstab auch wirklich eingepackt hatte. Simsa wollte auf Nummer sicher gehen. Es war alles in Ordnung, der Zauberstab lag an der Stelle, wo ihn Simsa hingelegt hatte. Er machte den Koffer wieder zu und verschloss die beiden Schlösser. ZusĂ€tzlich machte er noch einen Riemen um den Koffer. Die Enden der Riemen verschloss er auch mit einen groĂen VorhĂ€ngeschloss. Er schnallte den Koffer auf den GepĂ€cktrĂ€ger des Hexenbesens und verabschiedete sich von seinen Zauberschulfreunden. Danach setzte er sich auf den Besen und ritt los.
Er musste ganz tief in den MĂ€rchenwald fliegen, denn dort hatte seine Eltern ein kleines Haus. Als er so in der Luft schwebte und vielleicht 20 km geflogen war, kam er am Schneewolkenhaus von Frau Holle vorbei. Sie und Goldmarie schauten beide aus dem Fenster und winkten Simsa zu. Unten aus dem Feldweg fuhr die Kutsche mit dem gestiefelten Kater. Er knallte mit der Peitsche und seine vier Schimmel legten einen Galopp ein. Dann sah Simsa das Haus von RotkĂ€ppchens Oma. Auch das wunderschöne Schloss von Dornröschen konnte er bewundern. Simsa war ungefĂ€hr eine halben Tag unterwegs, als er zu Hause ankam. Seine Oma und sein Opa erwarteten ihn schon. Simsa stellte den Hexenbesen in die Garage. Er merkte, dass etwas war nicht in Ordnung. Der Besen war so leicht und der GepĂ€cktrĂ€ger war leer. Simsa war ganz auf geregt. Er rief: âOpa ich habe meinen Koffer bei dem Ritt auf dem Hexenbesen verloren. Was soll ich jetzt machen? Im Koffer ist mein kleiner Zauberstab, wenn der in böse HĂ€nde kommt, kann man den ganzen MĂ€rchenwald verzaubern.â Opa sagte: âNun mal langsam, erzĂ€hle es noch einmal alles!â Simsa erzĂ€hlte dem Opa und der Oma alles noch einmal, von den Hausaufgaben und vom Zauberstab. âNun gutâ, meinte der Opa. âIch werde mich anziehen, und dann nehmen wir den Hexenbesen und reiten die Strecke, die du geflogen bist, noch einmal ab und suchen den Koffer.â Gesagt, getan, Opa zog sich an! Er setzte einen Sturzhelm auf und hatte auch noch einen Fallschirm um.
Simsa sagte: âOpa das brauchst du nicht. Du brauchst keinen Helm und keinen Fallschirm!â âIch behalte es alles an, umso sicherer fĂŒhle ich mich. Mit dem neumodischen Kram bin ich immer skeptisch. Zu unseren Zeiten gab es noch keine Hexenbesen.â
Sie flogen beide los. Unter ihnen lag das wunderschöne Schloss von Dornröschens Eltern. âKomm lass uns herunterfliegen und nach dem Koffer fragenâ, meinte Opa. Vor dem Schloss standen eine Marktfrau und der Koch des Schlosses. Simsa fragte, ob sie was von einem gefundenen Koffer gehört hatten. Doch beide verneinten und Simas flog mit dem Hexenbesen weiter.
Auf dem Waldweg an der groĂen Buche ging der RĂ€uber Hotzenklotz entlang. Er wollte gerade wieder auf einen Raubzug gehen, als er im Gras etwas liegen sah. Was ist das? Dort lag dort ein Koffer. Ein Koffer so mitten im Wald! Da brauche ich ja heute nicht mehr rĂ€ubern gehen. Ich nehme den Koffer und gehe zurĂŒck in meine RĂ€uberhöhle. So habe ich heute frei. Einen Tag Sonderurlaub, dachte der RĂ€uber. Er nahm den Koffer und ging damit zurĂŒck in seine RĂ€uberhöhle. Dort machte Hotzenklotz den Koffer auf. Schlösser konnte er besonders gut knacken. Doch was zum Vorschein kam, waren nur schmutzige Kindersachen und ein kleiner schwarzer Stab. Also doch kein Urlaub! Ich muss also noch einmal los und rĂ€ubern gehen. Frau Holle hatte aus ihrem Schneewolkenhaus alles mit angesehen. Sie hat ja aus dem Himmel eine gute Aussicht. Da kamen auch schon Simsa und sein Opa am Schneewolkenhaus an. Simsa fragte Frau Holle, ob sie gesehen hĂ€tte, wie er seinen Koffer verloren hat. Frau Holle sagte: âJa, du hast ihn ungefĂ€hr 1km von hier verloren. Dort lag er unbeschĂ€digt im Gras, bis der RĂ€uber Hotzenklotz vorbei gekommen ist und ihn mit in seine RĂ€uberhöhle genommen hat.â âWo ist die RĂ€uberhöhle von Hotzenklotz?â fragte der Opa. âSie ist gleich neben der Höhle von bösem Wolf, ungefĂ€hr 100m davon entfernt. Der böse Wolf passt immer mit auf die Höhle von Hotzenklotz auf, damit kein anderer RĂ€uber bei Hotzenklotz etwas klauen kannâ, meinte Frau Holle. âUmgedreht ist es genau soâ, setzte sie noch hinzu. âNa, wie sollen wir dann den Koffer zurĂŒck bekommenâ, meinte der Opa und bedankte sich bei Frau Holle mit den Worten: âSchönen Dank, Frau Holle, fĂŒr ihre Information.â Simsa bedankte sich auch und dann verabschiedeten sie sich und flogen los. Es war nicht weit. Simsa und sein Opa landeten mit dem Hexenbesen auf einer Lichtung. Von dort aus konnte man beide Höhlen gut einsehen. Die Höhle des bösen Wolfs war offen und der Wolf lag in einem Liegestuhl und sonnte sich. Opa meinte zu Simsa: âWir mĂŒssen den Wolf dort weglocken, um an die Höhle vom RĂ€uber Hotzenklotz heran zu kommen.â âAber wie?â fragte Simsa seinen Opa. Wie der Zufall es wollte, graste auf der Wiese Mutter GeiĂ mit ihren 7 GeiĂlein.
Sie hatten den Wolf und seine Höhle noch nicht gesehen. Aber Simsa und der Opa sahen auf einmal, dass der Wolf sie erblickt hatte. Er sprang vorsichtig auf und schlich sich ganz behutsam zur Wiese der Lichtung.
Das war die Chance fĂŒr Simsa und den Opa. Simsa stellte den Hexenbesen hinter einer der groĂen Eichen an der Lichtung. Sie schauten sich um und liefen ganz schnell zur Höhle des RĂ€ubers Hotzenklotz. Doch die Höhle des RĂ€ubers war mit einem groĂen Stein verschlossen. âWie kriegen wir den Stein vom Eingang weg?â wollte Simsa vom Opa wissen. âIch weiĂ es nichtâ, antwortete der Opa. Da brauchen wir bestimmt 10 Pferde, um den Stein weg zurollen. Doch Simsa hatte eine Idee. âDer RĂ€uber hat auch nicht solche Kraft, um den Stein alleine weg zu bewegenâ, meinte er zum Opa. Es muss ein Wort oder ein Satz geben und der Stein rollt alleine von dem Höhleneingang weg, wie im MĂ€rchen von âAlibaba und die vierzig RĂ€uberâ. Simsa versuchte es sofort.
Als erstes rief er: âStein rolle weg!â Es passierte nichts. Opa meinte: âVersuchen wir es mal den Spruch von Alibabaâ und rief: âSesam, öffne dich!â Doch es passierte wieder nichts. Nun standen beide da und wussten nicht so richtig weiter. Der Wolf war immer noch mit der GeiĂ und den sieben GeiĂlein beschĂ€ftigt. Er schlich sich im hohen Gras an sie heran. Simsa wurde richtig traurig. Auch der Opa wusste keinen Satz mehr. Da sagte Simsa zum Opa: âEs muss was ganz leichtes sein. RĂ€uber sind nicht sehr schlau und darum muss der Hotzenklotz was ganz leichtes ausgesucht haben, was er nicht vergessen kann. Als er den Namen vom RĂ€uber ausgesprochen hatte, bewegte sich der Stein und gab den Höhleneingang frei. Durch Zufall hatte er das Wort Hotzenklotz gesagt und das war der SchlĂŒssel. Opa und Simsa liefen sofort in die Höhle und in die Vorratzkammer, man kann sie auch Schatzkammer nennen. Dort stand der Koffer. Auf dem Koffer lag der kleine Zauberstab. Simsa nahm den Koffer und seinen kleinen Zauberstab und nichts wie raus aus der Höhle. Da sahen sie, wie der Wolf sich schon ganz nah an die sieben GeiĂlein heran geschlichen hatte.
âWie können wir die GeiĂlein rettenâ? fragte Opa seinen Enkel. âIch weiĂ wieâ, antwortete Simsa und nahm seinen kleinen Zauberstab in die Hand. Dann rief er die Zauberformel: âSimsalabim, Wolf werde zu einem GeiĂlein!â Und siehe da, der Zauberspruch hatte gewirkt. Der Wolf wurde zu einem GeiĂlein und graste mit den anderen sieben GeiĂlein auf der Wiese.
âDas hast du aber gut gemachtâ, sagte der Opa. Aber lass uns jetzt schnell zum Hexenbesen gehen und los fliegen, bevor Hotzenklotz nach Hause kommt. Sie liefen schnell zum Hexenbesen und flogen nach Hause. Opa hielt den Zauberstab ganz fest in seiner Hand, damit ihnen dasselbe nicht noch mal passiert. Als sie am Schneewolkenhaus von Frau Holle vorbei flogen, hob diese ihren rechten Daumen in die Höhe und rief: âGut gemacht, Simsa!â Auf der Wiese vor der Wolfs- und RĂ€uberhöhle staunte die GeiĂmutter nicht schlecht, dass plötzlich nicht sieben GeiĂlein da waren, sondern acht. Sie dachte, es sei ihr eins zugelaufen und nahm es auf. Seitdem hatte sie acht GeiĂlein. Als Hotzenklotz nach Hause kam, sah er seine RĂ€uberhöhle offen.
Er dachte, da hab ich doch mal wieder den Stein nicht vor den Höhleneingang gerollt. Er nahm das nicht so tragisch. Dass der Koffer weg war, bemerkte er nicht. FĂŒr ihn war so und so nichts Besonderes drin. Simsa dagegen war froh, seinen Zauberstab wieder zu haben und er ĂŒbte in den Ferien fleiĂig das Zaubern.
Hallo liebe Leser!
Ich habe eine MĂ€rchenreihe MĂ€rchen im MĂ€rchen.
Ichhoffe sie gefallen euch. Bitte schreibt mir eure EindrĂŒcke.
GruĂ Friedrch
der MĂ€rchenonkel
Du musst dich nicht entschuldigen, ich habe grossen Respekt davor, wie du das alles aufs Papier / den Monitor bringst unter schweren Bedingungen - ich denke wir alle, die hier lesen, sind ein wenig stolz auf unseren MĂ€rchenonkel :-)