Beitrag vom 21.09.2005, 21:46 --- Wilhelm: Märchenland --- : 471
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[size=18:ac5bbdbc43]Der Nachbar.[/size:ac5bbdbc43]
[size=9:ac5bbdbc43]von Friedrich Buchmann[/size:ac5bbdbc43] :cry:
Neben unserem Haus wohnt der Herr Rudolf Klaus. Er ist querschnittsgelähmt.
Rudolf hat vor fünf Jahren im Sommer seine Frau durch einen nicht verschuldeten Autounfall verloren. Er selber hat den Unfall überlebt, ist seit dem aber querschnittsgelähmt.
Rudolf hatte einen kleinen Sohn Dieter, dieser ist plötzlich unerwartet gestorben. Dieter wurde gerade einmal 11 Jahre alt. Als Erinnerung hatte Rudolf auf seiner Couch einen kleinen braunen Teddy sitzen. Dieser Teddy
war etwas ramponiert. Der Teddy erinnerte Rudolf immer an seinen Sohn und an seine liebe Frau.
Rudolf saß im Rollstuhl. Das Leben ist zurzeit sehr hart für Rudolf. Er hat zwar einen Bruder, aber der lebt in Kanada. Rudolf ist tagsüber alleine in seinem Haus. Er hat es in diesem Jahr rollstuhlgerecht umbauen lassen. Seit dieser Zeit hat sich Rudolf mit dem Nachbarjungen Anton angefreundet. Rudolf Leben läuft sehr eintönig ab. Morgens, mittags und am späten Nachmittag kommt zu Rudolf immer der Pflegedienst und hilft Rudolf höchstens eine halbe Stunde. Frau Müller, aus der Lindenstraße kommt um 13.00 Uhr und macht sauber. Vor dem Kaffee trinken geht sie wieder. Rudolf ist dann wieder allein. Anton, der Nachbarsjunge geht einmal in der Woche zu Rudolf und der liest dann Anton ein Märchen aus dem großen Märchenbuch der Gebrüder Grimm vor. Diese Stunde sind für Rudolf und Anton die schönsten der Woche. Ansonsten kommt kein Mensch zu Rudolf.
Am Heiligabend hatte der Weihnachtsmann Anton beschert. Anton hatte ein großes dickes Märchenbuch geschenkt bekommen. „ Mutti“, fragte Anton, „können wir nicht den Rudolf heute Abend zu uns nach Haus holen? Dann ist der Rudolf nicht so allein und freuen wird er sich auch. Er kann mir aus dem Märchenbuch vorlesen. Ach, Mutti, sag ja!“ Mutti schaute auf den Fenster, bei Rudolf brannte Licht in seinem Schlafzimmer. Anton und der Papa gingen zum Haus von Rudolf. Sie klingelten. Es dauerte einige Zeit, da ging die Tür auf. Rudolf stand mit seinem Rollstuhl da. Anton sagte:“ Rudolf komm mit zu uns herüber, schau dir meine Weihnachtsgeschenke an. Ich habe ein neues Märchenbuch, da kannst du mir ein Märchen vor lesen.“ Rudolf sagte sofort: “Ja“! Anton warte, ich muss nur schnell noch einmal in meine Wohnung. Ich komme gleich mit.“ Rudolf fuhr mit seinem Rollstuhl in die Wohnung holte eine Tüte und fuhr mit. Antons Vater hob den Rollstuhl die Türschwelle hinüber und dann rollte er Rudolf in das Wohnzimmer.
Rudolf sah den großen geschmückten Tannenbaum. Er musste vor Freude weinen. Er hatte die letzten drei Jahre am Heiligen Abend immer allein zu Haus gesessen. Rudolf freute sich, dass Anton ihn solch eine Freude gemacht hat. Rudolf nahm die mitgebrachte Tüte und gab sie Anton.“ Hier, das hat der Weihnachtsmann vorhin verloren, Anton, das ist für dich.“ Aus der Tüte schimmerte etwas Braunes heraus. Es war der kleine braune Teddy, der immer auf Rudolfs Couch saß. Rudolf trennte sich von seinem Heiligtum, den Teddy.
Daran erkannte man, dass er den kleinen Anton ins Herz geschlossen hatte.
Anton freute sich auch ganz toll.
Die Mutti hatte in der Zeit, in dem sie Rudolf holten, ein kleines Päckchen
für Rudolf gepackt. In dem Päckchen waren Süßigkeiten, eine Apfelsine, Nüsse und eine kleine Flasche Rasierwasser drin. Rudolf standen die Tränen in den Augen. Auf dem Päckchen stand, “ Für Rudolf“. Er freute sich sehr. Es war das erste Mal, dass er nach dem Tode seiner lieben Frau wieder ein Geschenk bekommen hat.
Nun war die Zeit Abendbrot zu essen. Rudolf konnte es gar nicht fassen, dass er heute am Heiligen Abend nicht allein war. Er spielte mit Anton und las ihn aus dem großen dicken Märchenbuch vor. Zum Essen gab es Karpfen. Auch das hatte Rudolf letztes Mal mit seiner Frau gegessen. Man trank noch ein schönes Glas Wein und wie im Fluge verging der Abend. Rudolf war einfach glücklich.
Es war bereits schon 23.47 Uhr, da klingelt es an der Haustür. Antons Vater geht aufmachen. Er ruft Rudolf: „Hier ist wer für dich.“ Rudolf ging zu Tür.
Er traute seinen Augen nicht. Dort stand sein Bruder aus Kanada, dessen Frau und die kleine Tochter Mary. Rudolf weinte vor Freude. Er umarmte seinen Bruder und wollte ihn gar nicht mehr los lassen. Es war der schönste Tag in seinem Leben, nach seiner Hochzeit. Sie saßen bis zum frühen morgen zusammen und hatten sich viel zu erzählen. Anton und Mary hatten gleich Freundschaft geschlossen und spielten mit einander. Der Nachbar Rudolf war am Heiligen Abend wieder ein glücklicher Mensch geworden.
Übrigens blieb der Bruder aus Kanada sechs Wochen bei Rudolf. In dieser Zeit verkauften sie Rudolfs Haus und nahmen ihn für immer mit nach Kanada.
Damit hatte Rudolf wieder eine richtige Familie. Sein kleiner Freund Anton
bekam regelmäßig Post aus Kanada.
Der Nachbar
Der Nachbar ist am Heiligen Abend ganz allein,
ach was, ich lade ihn einfach ein.
Ich kaufe ihm noch ein kleines Geschenk,
dann weiß er, dass doch jemand an ihn denkt
--------------------------------------------------------------------------- Beitrag vom 21.09.2005, 21:59 --- Kaminputzerin: Oben auf den Dächern --- : 364
Sentimental....aber so schöööööööööön.....Wilhelm das kannst Du wirklich gut....Geschichten aus dem Leben schreiben.....
hör nie damit auf.........Herzlichst die Kaminputzerin
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--------------------------------------------------------------------------- Beitrag vom 22.09.2005, 05:54 --- luna: im Himmel --- : 253