Beitrag vom 16.12.2010, 10:43 --- Poet --- : 248Christkind <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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Christkind
[i:cec01c86aa](Adolf Frey)[/i:cec01c86aa]
Wir hatten Wald und Schachen abgepirscht
Und schlenderten zum Mittagshalt, die Büchsen
Entladend oder sichernd. Strohgelb, fahlrot
Und lichtblau spritzten aus den Reisighaufen
Die Flammen nach dem reifbesprengten Zweigwerk
Der Buchen. Plaudernd saßen wir ums Feuer.
Da schüttert das Geländ, erst leis, dann stärker.
Es dröhnt, es stößt, und qualmend hetzt der Zug
An uns vorüber, kaum ein Dutzend Klafter.
Aufblitzt das weiße Kreuz im roten Feld,
An einem Wagen glänzend aufgemalt!
Dort haust die Post! Die Wagenschiebtür ist
Zurückgestoßen. Aufgestapelt türmen
Die Herrlichkeiten: Schachteln, Rollen, Kistchen,
Mannshohe Skier, ein Davoser Schlitten,
Ein herrisch Schaukelpferd mit Schweif und Mähne,
Pakete, Ballen, eingenäht, verschnürt,
Versiegelt. Durch die offne Türe wälzen
Sie auf die Wagenrampe bis zum Rand sich
Des Eisengitters. Jeglich Stückchen wandert,
Emporzublicken unter Tannenzweigen
Und unverhoffte Freude zu entzünden.
Hoch auf dem Wagendache sitzt das Christkind:
Die Wangen blühn, die Krauselhaare glänzen.
Ein Tännchen hält es in der Rechten, voll
Von blanken Sternen und farbigen Kerzen.
Die Linke schwingt ein schlank und gülden Glöcklein:
Das klingelt Kindertraum und Kindersehnsucht.
Und Christbescherungslust und Jubel läuten
Noch lange durch den weißbereiften Wald.
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