Beitrag vom 10.12.2010, 11:56 --- Poet --- : 248Ans Christkind <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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Ans Christkind
[i:a7e4afdcfc](Heinrich Federer)[/i:a7e4afdcfc]
Warum bist Du auf diese Welt,
O Kind, so klein gekommen?
Hast nicht als wie ein großer Held
Ein gülden Schwert genommen?
Warum in Windeln und in Stroh
Läßt Du so klein Dich betten?
Ist das denn besser, schöner so,
Als Samt und Perlenketten?
O kämest Du wohl hoch zu Roß
Auf Schimmel oder Rappen
In einem sonnenhellen Troß
Von Rittern und von Knappen:
Dann beugten sich wohl tief vor Dir
Die allersteifsten Rücken.
Doch so ein Kind? - Ich zweifle schier,
Ob sie noch gern sich bücken.
Als sesselhohes Büblein hab'
Ich mich umsonst beraten;
Nun bin ich schon ein kluger Knab'
Und hab' es, glaub', erraten.
Denn kämest Du in Glanz daher,
Ein König oder Kaiser,
Ach, das erschreckte uns gar sehr,
Da kommst Du lieber leiser.
Da kommst Du lieber klein und schwach
In einem dünnen Windlein
Und kaum beschirmt vom Hüttendach,
Fast wie ein Bettelkindlein,
Daß sich der allerärmste Mann
Dir nahe ohne Zaudern,
Und daß das dümmste Bübchen kann
Mit Dir vom Himmel plaudern.
Und darum kommst Du wie ein Kind,
Daß auch die großen Leute,
Die hoch und stolz wie Bäume sind,
Zum Kinde werden heute.
Ja, jeder werde unschuldvoll
Wie in den ersten Jahren,
Beim neugebornen Heiland soll
Er Neugeburt erfahren.
Und fürchte keiner, daß er klein
Und schwach fürs Leben werde.
Hat nicht das Christkind ganz allein
Besiegt ringsum die Erde? -
O Heiland in Mariens Schoß,
Heut lehre uns erkennen,
Daß nichts so heilig ist und groß,
Als sich Dein Kind zu nennen!
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