Beitrag vom 21.05.2011, 03:01 --- Poet --- : 248Weihnachtszauber <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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Weihnachtszauber
[i:7ac3a57090](Rudolf Presber)[/i:7ac3a57090]
Oft fand ich in Büchern Blüten gepreßt
Aus junger Tage Frühlingsfest.
Was einst geleuchtet im Maientrieb,
Als Staub mir zwischen den Fingern blieb.
Und Duft und Farbe von sonnigem Tag -
O Gott, wie weit das im Nebel lag!
Doch heut'... Ich nahm einen alten Band
Von Kindermärchen in die Hand.
Noch klingt's mir im Herzen, noch klingt's mir im Ohr:
"Stillsitzen, mein Bübchen, ich les' dir was vor.
Von der guten Frau Holle im weißen Haar,
Vom Rumpelstilzchen, das zornig war;
Von des Königs blondhaarigem Töchterlein,
Dem fiel sein Krönchen ins Wasser hinein;
Und vom Schneewittchen, das wegmüd' und krank
Aus dem Becher der fleißigen Zwerglein trank ..."
Und wie ich so wende Blatt um Blatt,
Da steigt vor mir auf die verschneite Stadt.
Die Möwen umkreisen die Schollen im Strom,
Es schwingen sich tönend die Glocken vom Dom -
Es flockt an die Scheiben - es flüstert im Gang -
Es läutet ein Schlitten das Sträßchen entlang -
Ein Lichtchen zuckt durch die Dämmerung -
Und ich bin jung ... und ich bin jung!
Und zwischen Blättern und Kindertraum
Liegt still ein Reislein vom Weihnachtsbaum,
Als ob's in verschwiegenem Märchengrab
Viel Jahre auf mich gewartet hab'.
Und an den Nadeln dichtgedrängt
Ein glänzendes, silbernes Fädchen hängt;
Das hat verloren vom knisternden Kleid
Das Christkind meiner Kinderzeit.
Eine liebe Hand, die längst verwest,
Hat das Zweiglein wohl einst vom Baume gelöst,
Daß mich's am düsteren Wintertag
Wie Geistergruß noch finden mag.
Und sieh, im dunklen Herzen flammt
Der Baum auf, dem der Zweig entstammt.
Die bunten Kerzen strahlen weit
Über fröhliche Menschen und fröhliche Zeit
In schmeichelnder Erinnerung -
Und ich bin jung ... und ich bin jung!
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