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Zitat aus dem Artikel:
Eine Weihnacht

Beitrag vom 15.12.2010, 11:40 --- Poet --- : 248

Eine Weihnacht      <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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Eine Weihnacht
[i:3d368412ab](Murad Efendi)[/i:3d368412ab]

Durch die eisgeblumten Fenster
Der Mansarde dringt ein Schein
Von dem Weihnachtsfest des Reichen
In des Elends Nacht herein.

Hier im Stübchen, kalt und dunkel,
Eine abgehärmte Frau;
Thränen, heiße Thränen quellen
Aus den Augen sanft und blau.

Hält ihr krankes Kind am Schooße,
Dessen Aeuglein unverwandt
Nach dem Baum hinüberblicken,
Den das Gotteskind gesandt.

"Mütterchen, weshalb nur zögert
Denn das Jesuskind bei mir;
Ei! es kann mir ja nicht zürnen,
Immer blieb ich folgsam dir."

,Ruhig, Herz, und schlaf' ein wenig,
Du benöthigst Schlummerruh',
Schlafe - beim Erwachen findest
Auch dein Angebinde du.' -

"'s ist ein Jahr, zur selben Stunde
War es längst gekommen schon,
Brachte mir ein schmuckes Bäumchen,
O, ich träumte oft davon."

,Ruhig, Herz, und schlaf' ein wenig,
Deine Stirne brennt so heiß,
Beim Erwachen wartet deiner
Das ersehnte Tannenreis.' -

"Mütterchen, mir wird so ängstlich,
Und es überläuft mich kalt,
Hier ist's auch unheimlich düster,
Käme doch das Christkind bald."

,Ruhig, Herz, und schlaf' ein wenig,
Meine Arme wärmen dich,
Schlafe, beim Erwachen findest
Du das Christkind sicherlich.' -

Und des Kleinen schweres Köpfchen
Senkt sich auf der Mutter Arm,
Und es träumt, die Stube würde
Plötzlich helle, duftig warm;

Und der Vater, jüngst gestorben,
Schaukelt's lachend auf den Knie'n;
Und der Mutter bleiche Wangen
Sieht es wieder wonnig blüh'n.

Und da kommt das Kindlein Jesus,
Aus dem Bild ihm wohlbekannt:
Blondgelockt, von Licht umflossen,
Trägt's ein Bäumchen in der Hand.

Ach! an diesem Bäumchen hangen
Wundervolle Sachen viel',
Und das Jesuskindlein ladet
Freundlich ein zum frohen Spiel:

"Komm' zu mir, du kranker Knabe,
Dein Gespiele will ich sein,
Sollst nicht frieren, sollst nicht hungern
In dem lichten Garten mein."

"Dort ist Väterchen dir nahe,
Bald auch folgt die Mutter dir;
Sollst nicht leiden mehr und weinen,
Komm nur schnell! O komm mit mir!" -

Und der Kleine folgt gefügig,
Und im Fluge geht's empor
Mitten durch die Bahn der Sterne
Zu des Himmels Strahlenthor. -

Glockenstimmen senden jubelnd
Ihren Weihnachtsgruß der Welt,
Während sterbensbang die Mutter
Den entseelten Knaben hält! -

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