Beitrag vom 15.12.2010, 11:51 --- Poet --- : 248Die Wallfahrt am Christabend <--- klicken für "schöne" Version mit Grafik
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Die Wallfahrt am Christabend
[i:f6440988fb](Caroline Huberta Knur)[/i:f6440988fb]
Ich wand're seit dem frühen Tag,
Es neigen sich die Schatten. -
Ob ich das Ziel erreichen mag?
Sollt' ich am Weg ermatten?
's ist Weihenacht, 's ist heil'ge Zeit,
Das trieb aus der Fremde mich fort,
Und weil die Heimat gar so weit,
Geh' ich zum Gnadenort.
Nur immer fort, ohne Rast und Ruh',
Durch feinen, dichten Schnee;
Die brennenden Füße gehören dazu,
Die mildern im Herzen das Weh.
Verborgen ist der sich're Pfad,
Ringsum die Flocken flimmern,
Dazwischen, fern, von heil'ger Statt
Die matten Lichtlein schimmern.
Nur immer zu, über Stock und Stein,
Bis wo die Glocken klingen.
O denk' des Kreuzwegs herbe Pein,
Des Meisters Todesringen!
Der läst'gen Flocken achte nicht,
Die dein Gewand durchfeuchten.
Vertrau', bald wird das Gnadenlicht
Der Seele Nacht erleuchten.
Ein letztes Bangen, letztes Fleh'n,
Ein letztes "Hilf" und "Rette" -
Und herrlich seh' ich vor mir steh'n
Die alte Pilgerstätte.
Was Bitt'res all empfunden ich,
Zerfließt in Dankesworten.
Vor meinem Blick es öffnet sich
Wie Paradiesespforten.
Wo schwand sie mir, die schwere Last,
Die meinen Schritt gelenket? -
O Christuskind! Wer Dich umfaßt,
Der hat sein Leid versenket.
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